Weihnachten, Corona und Jesus

Das Jahr ist wieder fast vorbei und die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Für viele ist es normalerweise eine erfreuliche Zeit. Man trifft sich mit Familie und Freunden und geniesst die Gemeinschaft und ein gutes Essen. Weihnachtsbaum, Lieder und Geschenke tragen zu einer besinnlichen Atmosphäre bei.

Dieses Mal ist leider vieles anders. Die Vorfreude wird überschattet von Unsicherheit und Furcht. Es ist unklar, wie und ob man sich überhaupt treffen kann. Für manche wird es eine einsame Zeit, weil sie niemanden haben, mit dem sie feiern können. Andere haben dieses Jahr ihren Job oder ihren Betrieb verloren und haben existenzielle Ängste. Für wiederum andere ist es eine traurige Zeit, weil sie kürzlich einen lieben Menschen verloren haben.

Viele wurden in diesem Jahr stark gefordert. Ängste und Trauer sind verständliche Folgen. Wenn wir aber einen Moment innehalten und überlegen, was eigentlich der Grund dafür ist, dass wir Weihnachten feiern, dann denke ich, ist am Horizont ein Licht und ein Schimmer Hoffnung in dieser Dunkelheit zu sehen.

Abb. 1 - Dieses Jahr sind viele Weihnachtsmärkte geschlossen.[1]

Vor etwas mehr als 2'000 Jahren kam in einem unbedeutenden Dorf in Palästina ein Baby zur Welt. Sein Name war Jesus und bedeutet «Retter» oder «Gott ist Rettung». [2] Dieser Jesus wuchs in Nazareth auf und erlernte Zimmermann, das Handwerk seines Vaters (Mk 6:2-3).[3] Als er ungefähr dreissig Jahre alt war, begann sein öffentliches Wirken als umherziehender Rabbi (jüdischer Lehrer).[4] Doch dieser Jesus war anders. Zum einen heilte er viele Kranke und machte Besessene frei. Die Berichte seiner Wundertaten sind derart gut belegt, dass der skeptische Gelehrte Marcus Borg schreibt, «trotz der Schwierigkeiten, die Wunder für den modernen Denker darstellen, ist es aus historischer Sicht nahezu unbestreitbar, dass Jesus ein Heiler und Exorzist war.»[5] Nebst seinen Wundertaten zeichnete sich sein Leben auch durch seine einzigartige Beziehung zu Gott aus. Er selbst bezeichnete sich als «Sohn Gottes» und «Sohn des Menschen». Der letztere Titel stammt aus Daniel 7:13-14 und beschreibt eine göttliche Person, der ein Königreich und die Macht über alle Menschen und Nationen gegeben wird. Doch aufgrund dieser Entwicklungen wuchs auch der Widerstand seitens der religiösen Führer. Nach drei Jahren seines öffentlichen Wirkens kam es in Jerusalem zu einer kritischen Konfrontation mit der jüdischen Führungsschicht, woraufhin seinem Leben ein Ende gesetzt wurde. Er starb einen qualvollen und schändlichen Tod am Kreuz.

Wenn es dabei geblieben wäre, dann würden wir heutzutage wohl kaum das Weihnachtsfest feiern. Auch würde sich nicht die gesamte westliche Zeitrechnung nach seiner Geburt orientieren (v. Chr. und n. Chr.). Jesus wäre lediglich ein weiterer gescheiterter Messias gewesen. Wo wäre da die Hoffnung?

Am Sonntag nach seiner Kreuzigung geschah etwas, das die Welt sonst nie gesehen hat und das den Lauf der Weltgeschichte veränderte. Die Jünger sahen Jesus und er war lebendig.[6] Das Ereignis veränderte ihr Leben derart, dass sie sogar bereit waren für diese Überzeugung zu sterben. Sie waren überzeugt, dass Jesus lebt und dass sie nach ihrem Tod bei ihm sein werden.

Vielleicht denkst du, dass dies alles schön und gut klingt. Aber du fragst dich, wo Gott heute und jetzt in dieser Situation ist. Wenn wir das Leben Jesu betrachten, sehen wir in ihm zwar einen Diener, der bereit war, in vielen Fällen den Menschen zu helfen, wenn sie ihn um Hilfe gebeten und ihm geglaubt haben. Seine Bereitschaft zu dienen ging sogar so weit, dass er sein Leben an deiner und meiner Stelle hingab, damit jeder der an ihn glaubt nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (Joh 3:16). Es fällt aber auch auf, dass er nicht jeden Menschen immer sofort geheilt und alle Wünsche sogleich erfüllt hat. Das wäre damals wie auch heute wohl aber auch nicht zum Besten, da man nicht immer beurteilen kann, was das Beste für einen ist. Manchmal braucht Gott Herausforderungen und Schwierigkeiten, um uns zu formen und zu zeigen, worauf es wirklich ankommt. Ich hoffe, dass diese schwierige Zeit für uns alle ein Anlass wird, Gott näher zu kommen (vgl. Ps 34:19) und dass wir uns trotz allem Unerfreulichen an der Hoffnung, die Gott uns gibt, erfreuen können.